Der Buntspecht ist ein Standvogel und der häufigste Specht in Europa. Er bevorzugt fast alle Waldtypen, am liebsten jedoch in naturnahen Eichen- und Hainbuchenwäldern. Für die Bearbeitung von Tannenzapfen erweitert der Buntspecht mit kräftigen Schnabelhieben natürliche Spalten in Bäumen und passt die Zapfen dort ein ("Spechtschmiede"). Sein elanvoller, wellenförmiger Flug und sein farbenfrohes schwarz-weiß-rotes Gefieder machen ihn zu einer auffälligen Erscheinung.
Beide Geschlechter sind gleich gefärbt, das Männchen hat jedoch zusätzlich zu den roten Unterschwanzdecken einen roten Hinterkopf. Der Buntspecht ist mit seinen 23 cm so groß wie ein Star oder etwa eine Amsel. Ein Specht, dem es gerade zum Trommeln zu Mute ist, fliegt an einen günstigen Ast, setzt sich zurecht, plustert das Gefieder, senkt den Schnabel lotrecht auf die Trommel und schlägt seinen Wirbel. Übrigens unterscheiden sich beim Buntspecht die Trommelwirbel von Männchen und Weibchen. Gewöhnlich sind die Weibchenwirbel etwas kürzer als die der Männchen.
Buntspechte sind nicht nur bloßes Symbol für den lebendigen Wald. Ganz konkret schließen Spechte für viele Tierarten den Wald überhaupt erst auf. Wo sollten Kohl- und Tannenmeise brüten, wo der Sperlingskauz, gäbe es keinen Buntspecht, der ihnen Höhlen zimmerte? Wo brütete die Hohltaube, wo hätte das Eichhörnchen seine Wochenstube oder auch der Siebenschläfer ohne den Buntspecht und seine Verwandten? Überhaupt hätten all die Höhlenbewohner von der Waldmaus und den Fledermäusen bis zu den Bienen kein Zuhause.
Spechte nämlich bauen viel mehr Höhlen als sie selbst brauchen. Sie stellen auch an den Höhlenzustand hohe Ansprüche. Und wenn keine gute Höhle zur Verfügung steht, können sie sich eine bauen. Zwar baut nicht jeder Buntspecht jedes Jahr eine neue Höhle, aber so ein bisschen zimmert er doch. Und wenn dann erst einmal nur eine Schlafhöhle für die Kohlmeise dabei herauskommt, hat es doch seinen Nutzen, und schließlich gibt es immer ein nächstes Jahr. Da kann der Specht dann weiterbauen.
Wer ein gutes Werkzeug besitzt, der versucht es natürlich auch mehrfach einzusetzen: Mag der Bohrgang der Holzkäferlarve noch so sicher erscheinen, der Specht weiß, wo die besten Käferlarven zu finden sind. Er pocht mal hier, mal da gegen den Stamm und schon holt er mit ein paar gezielten Schnabelhieben die Beute aus dem Holz. Allerdings sind Buntspechte viel weniger Hackspechte als Schwarzspechte und Dreizehenspechte. Und vor allem im Sommer suchen sie ihre Nahrung - Raupen, Käfer und Ameisen - viel lieber von der Oberfläche. (Quelle: NABU)